tagebuch 22. märz 2006
chile / paso san francisco (laguna verde) - nach porto viejo (am meer)


vom höhenkoller zur meerluft-kur in einem tag 4357m höhenverlust an einem tag
ja, so kann es einem anscheinend ergehen.. auf 4'357 müm.. man schläft nicht viel!! dank ein paar ladungen globuli wenigstens zwischendurch mal eine halbe stunde, aber das wars dann auch.. dann wieder berstender kopf, nackenverspannung und unruhe.. es gibt nur eins: so schnell wie möglich runter in tiefere gefilde! dass wir das grad so ernst nehmen, wissen wir da ja noch nicht ;-).

als wir also die augen auftun (erwachen kann man das heut nicht nennen) erzähen wir uns gegenseitig wies uns ergangen ist. fredel meint, ich hätte immer geschlafen und er hat mich liegen lassen und nicht an mich gekuschelt um mich nicht zu wecken.. aha! ich erzähl davon, dass er immer geschlafen hat und geröchelt und geschnarcht und ich aus rücksicht mal nicht zugestupst hab, nicht dass er noch erwacht.. aha! was sind wir doch für rücksichtsvolle partner, die schlussendlich beide NICHT geschlafen haben ;-). fredel erzählt auch noch, ein tier hätte sich ans matzmobil gelehnt und es somit zum schaukeln gebracht.. ich hab auch was gehört, aber beide waren wir viel zu müde um auch nur rauszuschauen ;-). man hätte uns wohl das matzmobil davontragen können die nacht.. voller tatendrang sind wir wahrlich nicht gewesen ;-).

also, nichts wie runter, keinen kaffe, nur umziehen und los.. sogar das umziehen mach ich nur halbherzig und bin noch halb im pyjama am steuer unseres gefährts.. es herrschen noch immer minustemperaturen und den motor konnten wir ohne heizung auch nicht vorwärmen.. das gefällt dem lieben matzmobil dann überhaupt nicht, verständlicherweise.. es spring zwar umstandslos an aber fahren, das will es partout nicht.. dafür dunkle rauchwolken in den makellos blauen himmel stossen... poor matzmobil.. wir lassen dich jetzt sachte warmlaufen und probierens dann nochmal.. und dann gehts.. nur im schildkrötengang, klar, aber immerhin gehts langsam aber sicher wieder vorwärts..

so mussten wir wohl alle 3 etwas leiden an dem wunderschönen platz.. also besser adieu sagen und los.. wir fahren an kadavern von einem rinderkind und einem rössli vorbei, die wir gestern gar nicht gesehen haben.. seltsam.. hatten wohl nur augen für den see. jetzt fahren wir also wieder daran vorbei und schiessen noch ein foto, dann aber wirklich los! höhe vernichten...

dieser plan geht aber recht schleppend voran.. geht es doch zuerst etwa für 3/4 stunden über eine wunderschöne, geniale hochebene und wir verlieren so gut wie keine höhe.. immer um 4'500 müm bewegen wir uns.. das altiplano. die hochebene ist schon, echt "unreal" wie wir immer wieder sagen... nicht in worte zu fassen, einfach "unreal".. neben uns erheben sich hügel (äh, andenriesen) um 6'500 meter hoch.. aber sogar der höchste vulkan auf erden sieht unscheinbar aus.... noch rasch vor dem zmorgen rauf??

die ausblicke die uns geboten werden sind echt atemberaubend.. wir fahren weiter in hohen höhen und vergessen vor lauter eindrücken faste ein klein wenig das dröhnen in unseren köpfen. im blickfeld leuchtet es plötzlich weiss, ein salzsee, also bald am zoll. so ist es auch.. ein rostfarbenes, grosses geäbude, nicht wirklich schön.. aber wohl zweckmässig.. vielleicht etwas zu gross geraten?? ist doch nicht EINER am arbeiten da drin?!? wir halten bei der schranke an, steigen aus,nehmen ein zischen wahr und ich erblick den halbplatten reifen.. das loch ist schnell gefunden.. der muss gewechselt werden klar.. wir sind dankbar, dass das grad jetzt passiert ist.. sonst wären wir vielleicht noch mit platfuss weitergefahren und hätten schaden einstecken müssen?!? wie auch immer.. wir haben glück im unglück, da sind wir einig..

und wir haben: eine menschenleere zollstation.. wirklich KEIN mensch weit und breit.. ja, wenn wir dann eh warten müssen: ich stell das matzmobil an die wärmende sonne raus, fredel meditiert auf dem wc. dann gehts aber ab in die kombis und wir machen, was getan werden muss. in einer ruhe, wir sind ja noch immer über 4'000 müm.. und schön eins nach dem anderen.. einer nach dem anderen kommt auch plötzlich aus dem nichts und schreitet ins zollgebäude.. aha, sie sind erwacht.. die zöllner.. ist ja auch schon fast mittag.. langsam an der zeit.. vielleicht hatten sie gestern eine party?? sicher die hölle los hier oben ;-). oder haben sie die seltsamen erdhügel geschaufelt die die strasse säumten und irgendwo ins nichts führten??

also, wenn zöllner, dann abfertigen.. das machen wir doch "hurtig" und dann weiter rad wechslen.. aber auch dieser plan, dies rasch zu machen, scheitert kläglich.. es hat so angefanagen: die SAG, die lebensmittel, tier etc-kontrolle ist effizient. wir können uns in ihr büro setzen, einen fackel ausfüllen und dann ist hausbesichtigung angesagt. wir wahren ja ehrlich, wir haben lebensmittel tierischen ursprungs dabei: butter! und auch pflanzliche: zwei zwiebeln.. die beiden bösewichte werden von fredel geschickt präsentiert und somit von all dem anderen abgelenkt, dass noch in den unendlichen weiten des matzmobils steckt..

plan aufgegangen.. nur eines löst beim inspektor einiges an unsicherheit aus: unser staubwedel aus federn.. federn?? von welchem vogel? vom afrikanischen langbeinstraussenhabicht, glaub ich ;-), wo gekauft.. ich informier, sehr laut (dass es dann fredel auch höhrt und das gleiche erzählt) dass wir den in chile im montserrat in colina erstanden haben.. wie wenn WIR das noch wüssten ;-). fredel wird prompt auch noch gefragt und plaudert vom gleichen supermercado.. nochmal unsicheres anschauen des wirklich suspekten staubwedels und dann können wir ihn doch behalten.. danke!

als wir dann auf dem nächsten amt aufgeboten wurden, dem personen-zoll, wird uns noch eine quittung für die 2 zwiebeln übergeben.. da sind wir aber froh.. kleben wir ins fotoalbum ;-). der junge zöllner macht nicht lange, füllt fredels zettel aus, ich meinen und stempel und adieu! das ging ja promt.. wir wollen ja schliesslich auch zurück zur arbeit, das sieht man an unseren kombis an, oder? jetzt nur noch das matzmobil abfertigen, stempel ins carnet.. aber eben, dieses projekt dauert mindestens so lange wie eine solo-reifen-wechsel-aktion am matzmobil, durchgeführt von meistermech-fred. der verabschiedet sich nämlich bald von dem büro und geht an die arbeit.. das auto ist ja auf mich eingelöst..

und genau diese tatsache ist dem zöllner (ein anderer) noch viel suspekter, als dass wir da in kombis angeklopft haben, als der staubwedel im wohnraum.. er ignoriert meine aussage, dass alles auf mich läuft und verlangt den pass von fredel, meinem MANN (nicht dass man "nur" ein paar sein könnte, wenn man am reisen ist, auf keinen fall), der das matzmobil ja fährt.. nein, mein lieber herr, ich fahr es und es gehört mir (vielleicht versteht er das??).. keines blickes werd ich gewürdigt, keines! er starrt auf die dokumente, darunter das carnet de passage, dass er eh nicht will (das mögen wir nicht in chile, hat er uns grad am anfang informiert ;-). irgendwann, nachdem ich nochmal auf meinen namen auf den dokumenten hingewiesen hab, dämmert es ihm: das ist die wahrheit: eine FRAU hat so ein gefährt!!! und verheiratet sind die auch nicht??

vielleicht hat er angst wir seien terroristen? so in orangem kombi um das auch klar darzustellen?? oder was ist der grund, dass er eifnach inne hält und nichts mehr macht?? ich verstehs nicht, warte geduldig.. dann ein anflug von einem lächeln und er glaubts: er kann die abfertigung mit meinem pass und meinen dokumenten machen. meine hoffnung schwindet, dass der aufenthalt hier kurz ist und ich bald meinem mech-mann, äh freund, helfen kann ;-). jetzt gehts aber los bei dem herren.. er nimmt mal ein überdiemsionales buch zur hand und füllt da was ein.. studiert bei jedem wort.. was suchst du (ich kann in "sie" form so schlecht spanisch sprechen ;-)? keine antwort.. also anders: kann ich helfen? keine antwort..

ich hab also genügend zeit, mir das büro etwas genauer anzuschauen.. überall bücher, von hand angeschrieben.. sogar ein interpol-ordner.. man staunt.. überall dokumente, die auf der riesigen, uhralten schreibmaschine ausgestellt wurden.. stappelweise.. ein paar stempel, einen drucker, einen computer und sogar den server haben sie bei ihm reingestellt.. vielleicht entpuppt er sich noch als computerspeziallist und hat im nu unsere daten aus dem system gesucht, ausgedruckt und adieu?? träum weiter, tusse... wir werden ein blatt mehr auf dem stappel der schreibmaschinen dokumente.. nicht dass wir nicht im system wären, nein.. er findet uns sogar nach etwa einer viertelstunde die er gebraucht hat, um das passwort einzugeben, und dann auch noch meine passnummer (MEINE).

er sieht uns, äh mich, also auf dem bildschirm erscheinen und macht was: nein, nicht das icon "drucken" anklicken, nein, das program beenden, 4 formulare mit durchschlag in die SCHREIBMASCHINE spannen.. gibts ja nicht.. ich seh etwas entgeister zu.. aber wir haben ja zeit.. würd nur gerne fredel helfen.. aber ich kann ihn ja nicht mal fragen, ob ich raus kann in der zeit.. er höhrt mich ja anscheinend nicht mal ;-). also zur odysse schreibmaschine: ein wort tippen (zuerst richtig plazieren, versteht sich), dann zurücklehnen, studieren, das buch zu rate nehmen, das carnet oder was auch immer, aber SICHER NICHT DIE TUSSE fragen.. die wüsste ja noch alles..

ich versuchts nochmal: kann ich helfen?. ruhe.. dann etwas später wieder ein tastenschlag.. immerhin einer, einer näher am ziel - fredel zu helfen. zum glück bringt mir der junge zöllner, mit verständisvollem lächeln, noch einige zoll-broschüren mit schönen bildern drin. das darf man nicht ins land nehmen, dies auch nicht, und die rinder werden wahnsinnig wenn.. ich kann also meine augen etwas an dem anblick erfreuen um dann wieder festzustellen, dass schon geraume zeit kein tastenschlag mehr getätig worden ist.. nein, er ist nicht eingeschlafen, er starrt wieder auf ein dokument.. aber: frage nie eine tusse im orangen overall ;-)

als er für die nächste information noch das büro verlassen muss, steht mir das fragezeichen wohl ins gesicht geschrieben.. mit meinem hinweis, das sei ein wohnmobil, verwirr ich ihn wohl noch mehr.. er steht wiederum auf, schaut raus (da arbeitet fredel ALLEINE), setzt sich wieder hin, geht nochmals ans fenster, setzt sich wieder hin und tippt dann doch OTROS (andere).. was solls.. er hätte ja einfach alles vom computersystem übernehmen können.. aber auf mich würde er wohl nicht wirklich höhren ;-). ich lass ihn also walten und versuchs mit humor zu nehmen.. im ernst: das kann man ja nicht anders nehmen.. wenn da nur nicht fredel am arbeiten währe und ich nicht am helfen.

eine unterschrift, zwei durschläge für mich und das wär vollbracht.. nein, er reisst mir die beiden weissen blätter nochmal aus der hand, spannt ein und tippt noch eine nummer ein, die er dann doch dem computerbildschirm entnimmt.. es sind 8 zahlen, 8x schauen (und der compi ist eben doch etwas weit weg ;-). rausziehen und mir mit einen BLICK zwei übergeben.. ich fühl mich geehrt. und es kommt noch dicker. nächses projekt: carnet de passage, dass sie uns immer problemlos abstempeln, und er eben wieder meint: wir haben das nicht gerne in chile.. ich tip auf die deiversen chile stempel und erklär ihm, etwas energischer als auch schon: die chilenen machens!! schau hier!! und hier!! und hier!! ich will ihm schon mitteilen, er soll doch an einer anderen zollstation anrufen, oder wo ist der chef (ist er ja vielleicht ;-).

er gibt sich geschlagen und stempelt wo ich ihm sage, unterschreibt an 3 orten und ein datum kriegt das ganze auch noch.. hoffe das muss so sein, wenigsens ist was drin und ich übrreich ihm den mittleren teil des dokuments. er hält das in der hand, schaut es versonnen an und studiert wohl, was er damit soll.. ist mir eigentlich egal.. ich will fredel helfen. so abweisend er auch sein konnte (der zöllner), ich kann noch freundlicher zum abschied die hand schütteln.. er lässt sich sogar wieder zu einer art lächeln hinreissen und fragt mich, ob mein mann (FREUND!!) italiner ist?? so wie er mit den händen rumfuchtle beim reden?? der herr zöllner sagt mir sogar noch das schimpfwort für die italiener (wie bei uns tschinggen, das chilensiche hab ich natürlich vergessen, war auch grad etwas verwirrt ab so viel schalk).. das alles auf englisch.. ich staune, bin perplex und fast sprachlos..

nun gut, ich schreite raus zum festzustellen, dass ich fredel grad noch helfen kann mit zusammenräumen.. dabei plaudere ich von meinem erlebten und dann kannst weitergehen.. mit einem neuen matzmobi-fuss.. neben dem gebäude in die freiheit einlenken.. aber davor noch: ein schwatz mit dem zöllner, DEM zöllner!!! ich kanns nicht fassen, da kommt er doch noch, schaut das matzmobil wohlwollend an, plaudert, fragt mich über die schweiz aus, redet englisch, ich geb halb englisch, halb spanisch auskunft und lacht und schaut mir in die AUGEN!!! die metamorfose.. arbeit getan, man wird locker.. ich grins nur vor mich hin und eben, wir fahren los.. winkewinke..

nur etwa 300 meter weiter der brünsli-stopp für mich, fahrerwechsel und fotosession von einem stehengelassenen tankwagen, geth alles in einem. dann aber gas geben, das altiplano in all den unterschiedlichen farben und formen geniessen. es geht noch immer schleppend voran mit höhe vernichten.. den lamas scheints hier oben zu gefallen, so wie auch den eseln.. die scheinen an den paar grasbüscheln genug zu haben und viel sauerstoff benötigen sie auch nicht .. nicht wie wir ;-).als es das erste mal etwas steiler runter geht erwäg ich, nun meinen velo-part zu vollziehen. aber irgendwann gewinnt die vernunft: mit höhenkoller ist das vielleicht nicht die beste idee... zudem kommt, es gibt auch gerade stücke wo man in die pedalen treten muss.. würd ich nicht schaffen heute..

so fahr ich eben indoor da runter und geniess die ausblicke.. der nächste pass kommt bestimmt.. jetzt kommt aber noch etwas farbenschauspiel, dass dann, weiter unten, in eher kargere gegenden aufschliesst. wir haben auch noch einen kleinen bach im grünen beet gesichtet, sogar ein kleiner wasserfall.. passt so gar nicht in die hochebene.. aber eben, wir sind jetzt weiter unten, alles wird grau-braun und eben, karg. wir fahren, fahren und bald kommen wir an die ersten minen, der verkehr nimmt zu. ein minen-pickup ist mit einer grossen antenne ausgerüstet (auf die ladefläche runtergebunden, in grossem bogen) und einem abgedeckten sirenenlicht auf dem dach.. so muss es sein. ebensolche autos fahren überall rum. muss man haben.

auch fahren mehr und mehr lastwagen über den schotter und wir schlucken staub, lassen staub schlucken. uns begleiten auch riesen strommasten den weg runter.. die zivilisation ist echt zurück.. ich staun ab den riesen minenfahrzeugen, die man - leider nur aus der distanz - sehen kann.. das sind ja ungetüme!! da wirkt das matzmobil wie ein spielzeugauto. klar ist diese karge gegend, voller minen, strommasten, pickups (mit sirene abgedeckt und antenne runtergebunden) und lastwagen nicht unser traum vom schlafplatz.. aber für eine nacht versuchen wir unser glück doch mal an einer nebenstrasse.. da wohnt aber schon jemand in stoffverschlägen und wir ziehen weiter.. jetzt auf aspahlt, und nun schiessen auch noch normale autos an uns vorbei, busse en masse.. wir machen halt für einen grundsatzentscheid. so entdeck ich auch noch, dass die massive stange für den hichhike (highlift) fast rausgefallen währ.. hat sich wohl eine schraube gelöst.. fredel flickt und weiter gehts..

unser ziel: weiter.. wenns hald sein "muss" bis zum meer, ist "nur" noch 100 km (das ist ja für uns viel, bekanntlich ;-). die fahrt geht nun durch orte, in denen die industrie, die minenarbeit dominiert. wenn es wohnhäuser hat, dann sind sie hinter dicken beton-umzingelungen.. die luft ist dunkel, dreckig, wind fetzt übers land.. überall raucht und stinkts.. na ja, da möchten wir nicht umbeding unser fabrikli finden ;-). auch sehen wir ein ersatzteillager der minenmaschinen.. was da alles rumsteht.. hammer!! man fühlt sich wie ein zwerg!

in ein seitental ist ein grüner wall aufgeschüttet (oder abgetragen, das wissen wir natürlich nicht, vielleicht war da mal ein berg? we still have mountains), überall maschinen am buddeln, ein riesen grosser kamin mitten drin, eine dunkle wolke aus dem schlund.. wääähhh.. nicht schön, doch irgendwie eindrücklich.. die menschen sind doch ein seltsame spezie.. nicht?? wir schürfen da in der wüste rum, suchen nach sachen, die wir einfach als wertvoll anerkannt haben.. ich muss mal wieder grinsen ab uns.. gehör ja ganz klar dazu.. find sogar das papier mit den zahlen drauf wertvoll ;-)

bald fahren wir in copiapo ein, einem grösseren ort mit einem jumbo, einkaufsladen. die gunst der stunde nützen wir und decken uns ein.. man errinnere sich: noch kein kaffe, noch nichts gegessen.. aber was solls, wir brauchen ja auch mal wieder ALLES. also rein, schön eine reihe nach der anderen und unser wagen ist voll. wir staunen beide, dass das alles nur 100 chf gekostet hat.. haben wir doch auch teuere sachen wie batterien, abtrocknungstücher, käse (ja was für einer??) und mal wieder kokosmilch (thai-kochen kann starten) rausgetragen... unser kühlschrank ist voll, wir haben uns für den abend eingedeckt, heut ist gesundtag.. passt grad.

ein internetkaffe gibts anscheinend nur in der stadt.. also weiter des weges.. wir haben auch noch geld rausgelassen, nicht zu vergessen.. und die gemeinsame ec-karte vom matzmobilkonto ist unauffindbar.. fredels gedanken kreisen also um das wo.. normalerweise ist die in seinem portemonaie.. jetzt nicht.. shit.. wir haben ja noch andere, aber doch.. trotzdem behält mein navigator den überblick und führt uns mit dem plan in der hand (man staune!!) aus der stadt raus.. wir fahren in grosse ebenen raus, wo alles doch recht grün ist.. olivenbäume sind hier trumpf und sind überall zu finden.. da können wir dann das olivenöl kaufen um die getrockneten tomaten von unserem garten im fabrikli einzulegen, genau..

ja, wir sind noch immer am träumen und das fabrikli fieber ist noch nicht viel gesunken ;-). ist doch schön zu träumen.. echt.. wir geniessens und haben schon viiiiele ideen. auf "unserem" hügel hats ja auch noch so eine rotweisse antenne. nun, immer wenn wir so eine auf einem hügel sehen (und davon gibts wahrlich viele) sagen wir uns: das isch ebä so ä antännä, wiäs ä antännä bi eusäm fabrikli hät.. so ist es ;-). das am rande, die idee, nicht in der schweiz alt zu werden, ist auch gepflanzt.. mal schauen, was das leben bringt.. hoffentlich das schöne haus, wo wir "alt und fett und hässlich" werden können ;-).

bei der nächsten copec halten wir an, schauen ins internet zu kommen, geht aber nicht. das personal ist auch keine hilfe.. also weiter.. wir hätten ja gerne namuis informiert, wo wir sind.. wir haben ja mal noch eine übergabe geplant. geht jetzt aber nicht, also weiter. langsam kommt das meer näher und es erscheint was am himmel, dass wir nicht mehr so gut kennen.. wolken.. es ist bewölkt, wir "müssen" die sonnenbrillen von den nasen nehmen.. das ist echt ungewohnt ;-).

in einem lichtkegel sehen wir das grosse nass glizern.. das meer!!! da fahren wir hin.. genau! bald sind wir da auch installiert, ein plätzli gefunden am strand, sicht aufs meer, auf ein fischerort und die dunklen wolken .. hellooooo liebes meer.. während fredel kontakt zu den möven aufnimmt räum ich alles ein, mach mich hinter das birchi präparieren. dann suchen wir beide noch nach der vermissten ec-karte. erfolglos.. fredel errinnert sich an den letzten bezug, am flughafen.. hier spicken die karten als letztes aus dem automat, vielleicht noch immer da? mal noch weiter studieren.

bei einem höhrspiel essen wir das muus, testen die gasheizung (auf meereshöhe geht sie) und im bett werden wir sehr rasch müde.. also auf stop und schlafen.. wir haben heute also genau 4'357 meter vernichtet, unseren köpfen hats gut getan ;-).. gut nacht am meer-kur-ort matzmobil.. ich lausch den wellen und lass mich ins reich der träume tragen.. in der nacht, bei einem wc-gang kommt mir die ec-karten problematik nochmal rauf und ich mal mir aus, dass jemand noch eine transaktion gemacht hat, geld rausgelassen, code gändert etc.. na ja.. so im halbschlaf kann man sich ja doch auch mal zweitweilig verkrampfen.. fredel meint: geht nicht, ohne code und gut nacht.. ich soll doch an die katzen denken.. gute idee und wiederum: gut nacht.

nach 4357 mal drehen, kehren, andere kopflage suchen, wenden, und ranggen, konnte wir beide immer noch keine stunde aneinanderhängend schlafen. deshalb lassen wir nach dem aufstehen den kaffe mal sein, und flüchten uns in tiefere gefielde. beim anfahren tut auch das matzmobil seinen unmut über die höhe und kälte kund und stösst dicke schwarze rauchwolken aus dem auspuff, und bewegt sich nur sehr träge.

der beginn dieser höhenvernichtungs aktion zeigt sich dann auch nicht gerade von der freundlichsten seite. nach 150 m fahrt verabschieden uns, eng aneinander geschlungen, ein pferd und ein rinderkind. beide in einem etwas schlechteren zustand als schine und ich. ( sieh fotos )
wir lassen uns nicht beirren, und setzen unsere fahrt richtung chilenischer zoll fort.
aber der plan, so schnell wie möglich höhe zu vernichten geht die erste stunde nicht wirklich auf. wir fahren auf einer perfekten wellenmulden bahn auf dem altiplano, immer zwischen 4200m und 4600m höhe.

auf der letzten kleinen anhöhe erblicken wir einen weiteren salzsee, leider ohne meine flamingo freunde. dafür können wir ganz am ende ein gebäude ausmachen. das muss der chilenische zoll sein. schine fährt unter die bedachung, und ganz entgegen anderen zollübergängen ist nicht sofort jemand draussen und bestaunt uns und unser fahrzeug.
als wir aussteigen ist ein lautes pffffffff hörbar. schnell ist die quelle des tones lokalisiert. mittlere achse beifahrerseite, plattfuss.

wir schauen uns erst mal im zollgebäude um, wollen erst die formalitäten erledigen und uns dann um den flachen reifen kümmern. zuerst die arbeit dann das vergnügen oder so heisst das doch.....
nun so wie's aussieht, ist heute keiner für den zoll zuständig. das innere des gebäudes ist menschenleer, ausgestorben, aber alles offen. hätten wir gestern einen psycho thriller geschaut, würden wir wohl sofort fluchtartig das gelände verlassen. zuerst grotesk arrangierte tier mumien, dann eine recht grosse zollstation ohne ein lebenszeichen.... der wind der bissig um die ecken pfeifft...... eine reifenpanne genau an diesem gespenstischen ort....... wer oder was will uns um jeden preis hier festsetzten....? im richtigen film würde dann der motor nicht mehr anspringen, und im funkraum würden wir die erste mumifizierte leiche finden, der kaffe in der tasse wäre noch am dampfen, und dann passierts..............................................................

wickie reibt sich in solchen situationen immer erstmal beide nasenflügel.
ich funktionier ein bisschen anders und geh erst mal auf toilette. als danach immer noch keine zöllner, policia international oder wenigstens jemand von der fruchtkontrolle aufgetaucht ist, setzen wir rückwärts an die sonne, und nehmen uns der verartztung des matzmobil fusses an. in null komma zwei mal reisverschluss sind wir in unseren kombis, räumen werkzeug raus, demontieren hitch hike alias hi jack, schnitz will hoch hinaus und schraubt den flaschenzug auf der dach schine an. als dann alles zur amputation des defekten rades vorbereitet ist, tauchen die ersten menschlichen wesen auf.

die sag = früchtekontrolleure sind die ersten die sich für uns interessieren. wir unterbrechen unsere reperaturarbeiten, und füllen erst mal die zettel aus. und zwar ehrlich wie wir sind, mit einem ja x bei der frage ob wir gemüse oder fleisch mitführen. dies hat zur folge dass der nette herr und die nette dame sofort das fahrzeug inspizieren wollen.
ganz ehrlich zeige ich ihnen die zwei zwiebeln. genau so ehrlich verheimliche ich die getrockneten öpfelringli, die rosinen die sprossen sämli welche unter dem portapotti (chemieklo ) verstaut sind, sowie
den resten weichkäse der ganz offen und ehrlich im kühlschrank tupperware liegt.
die kontrolle endet damit, dass wir für die zwei zwebeln eine quittung erhalten, und dann an den personen zoll weitergeleitet werden.

hier werden wir - den umständen entsprechend, dass wir keine ausreisepapiere vom argentinischen zoll erhalten haben - zügig abgefertigt, und zum officina de vehiculos weitergeschickt.
freundlich wie wir sind, klopfen wir an der halboffenen tür an, und treten ein. der ältere herr ignoriert uns erst mal theatralisch, um uns dann nach einer längeren stehsession doch zu bitten platz zu nehmen. schine legt sicherheitshalber mal unser sehr offiziell aussehendes gelbes carnet auf den tisch. der beamte verzieht das gesicht, und weist uns darauf hin dass sie in chile solche sachen gar nicht gerne haben.........?

schine zeigt ihm sämtliche stempel von chile und argentinien, und erklärt dass wir von ihm nur einen datumsstempel und zwei unterschriften brauchen. wie auch immer, das gelbe hochofizielle sehr suspekte papier wird erstmal ignoriert. ich sehe bald, dass der herr ziemlich eingefahrene automatisierte - aber trotzdem oder vielleicht eben gerade deswegen - zeitlupen mässig langsame abläufe intus hat. ich verabschiede mich aus dem büro, um mich um meine eigenen - noch einzustudierenden - abläufe zu kümmern, und überlass schine einer weiteren spanischstunde, und somit quasi ihrem schicksal.........

ich bin da also am schrauben, heben, hieven, kurz radwechseln, ( wohlverstanden, immer noch ohne kaffe ) und schine mit ihrem charme erledigt den papierkram. an diesem morgen hab ich sicher genau so viel kraft angewendet, wie schnitz geduld gebraucht hat. fertig sind wir beide gleichzeitig! einmal mehr, bienvenidos in chile! jetzt aber höhe vernichten, und das lästige dumpfe drückende gefühl im hinterkopf wegkreigen.
das ist aber leichter gesagt als getan. gleich nach der grenze gehts wieder leicht den hang hoch in die endlosen kiesgruben und gröllhalden der anden.

beim anblick der schön gewundenen fein gekörnten gröllhalden, erwacht in mir ein neues filmprojekt..... man stelle sich vor mit einer crew wilder biker, snöber, wägeli kiter, motocrössler, quadler und was sonst noch immer gefallen an steilen sand-kies hängen findet, eine professionelle filmausrüstung, einen minihelikopter, genug budget die ganze bande einen monat bei laune zu halten.......... im moment beschränken wir uns jedoch darauf die zahlreichen esel und vicuñas welchen das klima und die dünne luft dieser höhen nichts auszumachen scheint, zu filmotografieren. dies ist eine weitere verbindung von filmen und fotografieren!

nachdem wir nun den ganzen morgen, umzingelt von 4-5-6- fast7 tausendern ( wir sind am fusse des höchsten vulkans der erde dem ojo de saladas einfach so , ohne auch nur den funken eines gedankens an eine besteigung zu verschwenden, vorbeigefahren ) nimmt der verkehr langsam wieder zu.
ich mach einem ersten lastwagen platz zum überholen, am horizont nähert sich schon der nächste, und ich halte ausschau um ein gefahrloses überholmanöver geschehen zu lassen. nach 10 minuten ungeeigneter kurzfristig auftauchenden, zu klein geratenen ausweichstellen, und dem lastwagen gefährlich nah an uns hintendran, werde ich von schine zum anhalten genötigt.

längere zwischennotitz:

( ich habe mal im geo gelesen dass bei verheirateten paaren das einparkieren sowie das verkehrsverhalten des partners unter den drei meistgenannten streitpunkten aufgeführt wird. ich würde nun ergänzen, dass bei unverheirateten paaren welche länger als zehn jahre zusammen leben dies wohl der meistgenannte streitpunkt ist! )

aus einem kurvenreichen ziemlich engen tal - in welchem wir dem vorhin überholen gealssenen lastwagen, im schritttempo hinterherfahren und seinen staub schlucken mussten - spucken uns die anden endlich mal wieder auf einer atmungsfreundlichen höhe aus, und wir erspähen in der ferne erste zeichen von zivilisation.
neben der strasse steht, so wies aussieht ein panzer. als wir daran vorbeifahren, sehen wir dass es nur ein, als panzer getarnter stein ist.....
genau ab hier sind wir wieder mitten im geschehen, und zwar im geschehen von riesigen bergbau minen.
demzufolge ists auch vorbei mit der ruhigen fahrerei. immer wieder donnern uns lastwagen entgegen, an uns vorbei, überholen uns, es geht was.

seit längerem haben wir immer wieder nach einem schlafplätzli ausschau gehalten. nachdem wir jedoch etwas abseits der haupt minen achse etwas - nicht lauschiges aber - semigeeignetes gefunden hätten, sahen wir dass sich gleich dahinter einer mit plastik und brettern ein heimetli gebastelt hat, und wir beschlossen unser castle nicht gleich in seinen vorgarten zu stellen.

daraufhin wurde also ein grundsatzentscheid fällig. und dieser er wurde folgendermassen gefällt.
erstens wird, aufgrund immer noch keinen kaffes getrunken zu haben, ein allgemeiner xsundtag ausgerufen.
darüber hinaus wird der, eigentlich auf morgen geplante grosseinkauf sofort in der nächsten stadt vorgenommen.
desweiteren wird die schlafplatz suche, trotz bereits vorgerückter stunde auf einen, in hundert kilometer entfernung liegenden strandabschnitt verlegt.
somit sind wir uns mal wieder im klaren: wer wie wo was warum mit wem und wie lange

in kürze sind wir mitten im getümmel von copiapo einer typischen minenstadt. im jumbo decken wir uns lebensmittel- sowie aperotechnisch (martini und caipi sind uns ganz unverhofft plötzlich ins wägeli gesprungen) mal wieder für eine weile ein. aus der stadt raus hat mal einer der genug vom minebau hatte begonnen ein oder zwei olivenbäume zu pflanzen. ganz klar dass da die nächsten nicht lange auf sich warten liessen. die ersten fünfzig kilometer richtung strand, fahren wir auf asphaltierter strasse, gesäumt von olivenbaum hainen, um dann auf eine naturstrasse richtung meer abzubiegen.

das meer ist noch nicht in sicht, aber die staubige gröll landschaft geht langsam in harmonisch geschwungene hügel über, der untergrund wird zunehmend sandiger, und die wolken werden dichter und dichter. es scheint dass die küstenkordilliere die feuchtigkeit vom meer staut, und die wolken hier hängenbleiben. eine kurve weiter sehen wir durch ein paar löcher in der nun schon fast geschlossenen wolkendecke, wie sich einige sonnenstrahlen verirren, und das meer erglitzern lassen. dort muss unser lauschiges übernachtungsplätzli sein.

eine halbe stunde später sind wir - 4357m tiefer als am morgen - an einem strandabschnitt installiert, und geniessen das gefühl eines allmählich abnehmenden kopfdruckes, und das einsaugen sauerstoff gesättigter luft auf meeres niveau.
zum z'nacht lassen wir uns mal wieder ein zünftiges birchernüesli mit frischen himbeeren welche wir im jumbo beim grosseinkauf gefunden haben schmecken. danach freuen wir uns beide nur noch darauf, unsere nun doch recht müden körper aufs bett zu legen und uns vom schlaf so richtig übermannen zu lassen.

die fotos und videos vom heutigen tag findest du in der fotogalerie!



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