schon wieder stehen wir nicht viel früher auf, aber wir haben ja keine eile, eigentlich.. es ist ja wieder ruhig um uns, keine bauerei, aber am matzmobil gibts schon noch etwas aufzuräumen. aber wie immer, zuerst zu den katzen. dann ins orange kombi und aufräumen, einladen, restarbeiten machen. da adriana heute nicht da ist, sie geht mit ihrem mann nach santiago einen check einlösen, beginn ich auch noch mit waschen.
bald trifft auch jorge ein, der trike-mann. er will heute in die luft und macht gemütlich, gemächlich seinen flieger bereit. die ruhe in person. wir lassen uns noch in eine diskussion verwickeln, für ihn sind die amis die "bösen", er findet auch: frauen an die macht, die hätten nicht so ein macht denken etc. wir sind wohl schon etwas gesättigt von vielen diskussion der letzten wochen und gehen nur halbherzig darauf ein und ich verkünde meine susi-blümchen happy hippy einstellung. da kann er nur einstimmen ;-).
die katze hatte auf den trike-sitzen gemütliche hängersessel gefunden, sie sind also recht dreckig und haarig. ich helf jorge putzen. schiesslich will ich ja nicht, dass er der armen katzenmama sonst was zu leide tut ;-). wir sind eigentlich bereit unser gefährt wieder an den ruhe-platz zu fahren, vor das haus. aber der flieger steht noch im weg.. das ändern fredel mit jorge sofort und ich lass den motor an.. wie eine orgel, geliebtes matzmobil.. erster stop: beim wasserschlauch. mal wieder alles etwas abspritzen. schnitz macht den grossen ab-spritz. bis meine augen schnell grösser werden, als der wasserstahl gegen den einfüllstutzten des sonnentanks zielt und ich mit schrecken feststelle, dass da kein deckel drauf ist.. mir ist es, als ob das nicht ganz so günstig ist, wasser im dieseltank.. es ist sicher nicht extrem viel rein, aber trotzdem.. ich will zuerst fredel fragen, vor ich nochmal dem motor starte.
dieser ist draussen auf der weide und schaut dem rassanten start des trikes zu. schon ist der in der luft.. bin fast etwas neidisch.. schönen flug! auch auf der wiese steht ein anderer mann neben fredel, juan carlos? der sollte doch in santigo sein.. sie kommen auf mich zu, und es ist j-c. aber was mich grad sofort irritiert, die düsteren gesichter.. was ist los, etwas passiert in der stadt?!?! fredel rückt sofort raus: "isch öpis passiert (das sieht man euch ja an, aber was?)" beni hätte beim rückflug einen herzinfarkt gehabt.. was????? lebt er noch????? er ist tod! TOD????? das kann ja nun wirklich nicht sein.. irgendwie geht das noch nicht runter.. auch ein düsteres gesicht jetzt, frag ich nach dem wasserproblem im dieseltank.. und dann wieder, beni, tod???
hallo, das ist noch nicht so ganz angekommen, der puls rast zwar, die beine sind unstabil, aber das kann ja nicht sein.. wir telefonieren rené, der ist grad bei priska.. ui nei, priska!!! das darf nicht sein!! gedanken kreisen, ungläubig, schockiert und doch irgendwie noch nicht angekommen, so richtig. er hat sich doch so gefreut auf zu hause!! erste gedanken wie; hätte man ihn nicht fliegen lassen sollen?!?!? ja aber, mit dem kann man ja nicht rechnen, er war ja wieder zwäg, hat erzählt auf der fahrt zum flughafen, hat sich gefreut.. das kann nicht sein!!! ui nei, priska.. ihr beiden seid doch eine einheit, jetzt getrennt?!? nein!
die kreisgedanken, die eh nichts bringen, werden von juan carlos unterbrochen: flaco braucht die schweissanlage. die anlage, die beni noch organisiert hat, unseren auspuff verschweisst.. kann nicht sein, dass beni nun tod ist???! nein.
wir telefonieren flaco und lassen uns den weg erklären, fahren sofort los. jorge ist auch schon wieder reingelandet, wir hätten evtl. noch mit ihm fliegen können, währe wohl nicht der richtige moment. wir verabschieden uns und los gehts.. fredel und ich reden, diskutieren, tauschen uns aus. ich brauch das in so situationen, ehrlich alles rauslassen was mir durch den kopf geht. beni und vor allem priska bleiben bis in die stadt rein das thema. dann müssen wir uns auf den verkehr konzentrieren und wir scheitern mal wieder an einer wegberschreibung. nach einer hin und herfahrt auf der autobahn, bis wir die vermeindlich richtige ausfahrt gefunden haben, machen wir nicht lange, fredel winkt fahrend ein taxi dazu, wir lassen uns vorfahren. zum glück, das hätten wir nie gefunden. und es ist auch grad was los auf den strassen, am freitagmittag.
bei flaco wird uns ein kaffe angeboten. und etwas mit ihm zu plaudern ist genau das richtige, er rückt die schwirrenden, irrenden gedanken in die realität zurück, entschärft die abweichenden vorwurfsgedanken, ich komm langsam wieder bei mir an. danke flaco. wir erfahren auch noch, dass rené noch einen 2. todesfall im umkreis hatte. zum glück hat er jimmi wieder neben sich, für diese schwere zeit.
zurück gehts auf der umfahrung und wir finden sogar den weg nach colina ohne umschweifungen.. vor dem haus kommt uns juan carlos mit roberto entgegen. wir sind aber nicht so gesprächig heute und ich verzieh mich zu der wäsche, abhängen, rein ins matzmobil, nachdem dieses wieder an seinem platz steht. zurück zu mir. energie an priska senden!! wenn doch nur sie die letzten tage mit beni verbringen hätte können, nicht wir!
draussen ist es dunkel, ich muss zu den katzen, das tut sicher gut. es tut. danach geh ich das erste mal zu dem schwangeren rössli an die weide. es lässt sich sogar von mir streicheln, ich sag ihm: bisch sicher froh, wänn dis chind dussä isch, hä? irgendwie hab ich das gefühl, das geht nicht mehr lange.. ich streichle also das erste mal ausgiebig ein rössli und geh danach nach hause. fredel füllt grad unseren wassertank. wir müssen was essen, das kam heute zu kurz. spiegeleier werden gebraten und wir sind froh, einfach zu hause zu sein.
wir zünden eine kerze für beni an, zwei für priska und ich gestalte noch ein blumen herz darum.. priska, wir senden dir enerige.. dieser schrein leuchtet weit in die nacht rein, auch als wir schon eingeschlafen sind. verstandlicherweise sind mir die augen sogar grad zugefallen. aber das währt nicht lange mit dem schlafen.. meine augen öffnen sich wieder und die kerze von beni ist noch immer am leuchten, flackert und draussen beginnt eine hundegeheul.. und die kerze erlischt. es kam mir vor wie ein abschied der hunde, die beni immer um sich hatte.
von da an find ich keinen richtigen schlaf mehr, die gedanken kreisen wieder die "was wäre wenn" gedanken, vorwürfe, "was hätte man machen können um das zu verhindern" usw.. es kreist, ich weiss es bringt nichts aber es tut es weiter, kreisen, verirrung der gedanken.. und dann immer wieder: gedanken an priska, in gedanken bei ihr sein, ihr kraft senden/wünschen.. beni hat sicher den frieden gefunden, aber priska.... das kann doch alles nicht sein... auch fredel dreht und wälzt sich neben mir.. ein dunkler tag.
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wir sind wieder autark, und können kaffe in der eigenen küche brauen. und dann gehts daran, unser riesen puff wieder in eine gemütliches wohnliches matzmobil zuhause zu verwandeln. während wir da so am werkeln sind, fährt jorge ein. er hat für heute mal wieder einen flug geplant. ich helfe ihm, den delta vom dach zu hieven und auszupacken.
langsam aber sicher zieht die wohnlichkeit bei uns wieder ein, und sobald die letzten 5 liter diesel im sonnentank - das ist der oben - eingefüllt sind, können wir eigentlich wieder an unseren stammplatz zurück kehren.
wenn uns da nur nicht ein ausgewachsener trike im wege stehen würde. ich helfe jorge was ich helfen kann - damit uns der trike so schnell wie möglich aus dem weg kommt - und plötzlich sind wir in eine tiefgründige diskussion über die bösen bösen amis verwickelt - die in jorges denken alle macht der erde haben - und unserer meinung genau so böse oder lieb wie alle anderen sind. irgendwann werde ich jorge - dessen frau chinesin ist, und er selber ebenfalls einen leichten anflug von schlitzaugen hat - mal noch auf die chinesen ansprechen, welche ja gegenüber den tibetern auch nicht gerade die inkarnation der liebe sind.
aber erst manöverieren wir mal den trike aus der abflugschneise unseres zuhauses. schnitz fährt erstmal zum waschplatz, um dem matzmobil mal wieder eine dusche zu gönnen. dummerweise habe ich nach dem diesel umfüllen den deckel nicht zugemacht, und so erhält der diesel tank auch einige spritzer wasser intus....
ich bin unterdessen zu jorge auf die landebahn rausgerannt, da dieser plötzlich den motor abgestellt, den helm ausgezogen und ausgestiegen ist. vorne angekommen sehe ich, dass er mit dem einen hinterrad des trikes in eine sickergrube gefahren ist, und hoffnungslos verkeilt ist. zusammen heben wir das teil aus dem graben, begutachten die minimen schrammen am kotflügel, und dann hebt er ab.
von der anderen seite kommt mir plötzlich juan carlos entgegen. ihn haben wir eigentlich in santiago vermutet, aber anscheinend ist was dazwischen gekommen.
er erklärt mir, rene hätte angerufen, und er hätte mala noticia=schlechte nachrichten. es geht um beni. er hätte auf dem rückflug einen herzinfarkt gehabt, und sei gestorben.....
mein erster gedanke ist, dass ich etwas falsch verstanden hätte, aber juan carlos' ernste miene, und die nachricht dass rene später nochmal zurückruft, bestätigen die unfassbare nachricht.
beni, der eben gestern gerade noch mit uns, auf dem weg zum flughafen über die lade praktiken der griechischen und chilenischen lastwagen fahrer.gewitzelt hat
beni der uns mit einem leuchten in den augen erzählte welch geniale und unvergessliche zeit er mit seinem priskeli auf ihrer reise gehabt haben.
beni den wir in diesen gut zwei wochen kennen und schätzen gelernt haben.........
ist einem herzinfarkt erlegen....
wir sind geschockt, und können es kaum fassen.
im hut rufe ich sofort rene in der schweiz an. er ist gerade bei priska und spendet dort seinen trost.
priska, ohne ihren geliebten beni. so plötzlich getrennt, ohne sich nach dem urlaub noch mal in die arme geschlossen zu haben.... unverständlich nicht zu begreifen uns fehlen die worte . . . . . am telefon versuchen wir rene mitzuteilen, wie sich beni fühlte, als wir ihn an den flughafen brachten, wie er wieder fit war, wie er sich freute priska wieder zu sehen . . . . unser tiefes beileid...
gleich darauf telefonieren wir noch mit flaco, dem wir die traurige nachricht mitteilen. wir verabreden uns mit ihm, um die schweissanlage, die beni noch organisert hat, um unseren auspuff zu reparieren, zurückzubringen. auf der fahrt tut es gut, die hiobsbotschaft mit einem gespräch etwas zu verarbeiten, versuchen zu verstehen was geschehen ist, reden und zuhören.....
bis wir an der ausfahrt vorbei sind. eine ausfahrt weiter die huelta machen und es von dieser seite versuchen, uns dabei aber heillos verfahren. dieses mal lasse ich mich nicht lange bitten, und winke "rene style" im fahren ein taxi heran. schnitz springt aus dem auto und erklärt dem taxi fahrer wo wir hin wollen.
bald stehen wir vor flacos büro, spazieren durchs eingangstor, wo der portier seinen augen kaum traut, da man das hier glaube ich nicht einfach so macht. aber er führt uns freundlich zu flaco, wo wir bei kaffe und diskussionen das geschehene wieder ein wenig mehr verarbeiten können. danke flaco für deine zeit, die schweissanlage und natürlich die fehlerfreie wegbeschreibung wie wir am leichtesten wieder nach collina kommen ...
auf dem rückweg tanken wir den wagen wieder voll. die tankstelle ist in der mitte der autobahn, und von beiden seiten befahrbar. wir zweifeln ob ein solches system in der schweiz funktionieren würde, sind aber überzeugt an der wirtschaftlichkeit dieses systems.
wieder zuhause finden wir, dass uns etwas im magen vielleicht nicht schelcht bekommen könnte. als ich die eier in die bratpfanne schlage, kommen mir unweigerlich wieder die bilder von beni mit seinen rühreier eskapaden in den sinn, und das ganze ist immer noch nicht so ganz drin, und wird uns wohl die nächste zeit immer wieder in unseren köpfen präsent sein......
dir priska schicken wir viel energie und kraft, das geschehene zu verarbeiten, wir sind in gedanken mit dir. symbolisch für unsere positive energie, wird in den nächsten abenden immer eine kerze für beni und zwei kerzen für dich brennen. wir hoffen dass dir dies mithilft, die trauer zu verarbeiten, und die schönen zeiten die ihr zusammen erleben konntet in deinem herzen zu behalten .........
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